Grenzgang in Nieder-Modau auch heute noch sehr beliebt

Eine uralte Tradition haben Grenzgänge wie der am Wochenende in Nieder-Modau. Früher waren sie wichtig, es wurden unter anderem die Grenzen geprüft. Aber auch heute noch erfreuen sie sich großer Beliebtheit.

OBER-RAMSTADT – „Solche Begehungen gibt es schon lange, sie haben eine uralte Tradition.“ Das teilte Jörg Mager aus dem Vereinsvorstand des TSV Modau mit, als sich am Samstag in Nieder-Modau auch in diesem Jahr wieder Bürger und Mitglieder des TSV vor der Modauhalle zum alljährlichen Grenzgang trafen. „Früher wurden die Grenzen zu den Nachbargemeinden regelmäßig abgelaufen, um zu kontrollieren, ob alles in Ordnung ist.“

Bei der Tour an diesem Tag sollte es in Richtung Nordwestgrenze gehen, die Ober-Ramstadt von Frankenhausen und Waschenbach trennt. „Die Strecke führt vorbei an den Fischteichen und weiter in Richtung Naturfreundehaus“, informierte Mager. Für den Gang hatten die Organisatoren rund zwei Stunden eingeplant. Da der ursprüngliche Wanderführer erkrankt war, übernahm die Leitung dieses Mal TSV-Mitglied Günther Wolf. Der hatte eine Karte dabei, auf der er die Strecke entlang der Grenze markiert hatte.

Nach einer Stärkung ging es für die rund 100 Teilnehmer die Kämpf-Äcker entlang bis zur Hohen Straße und dann weiter in Richtung Silberberg. „Dort machen wir einen Schlenker zum Waldthemenpfad, laufen an der gerodeten Fläche vorbei, auf der bald der Bau der Windräder beginnen soll, und über den Breitensteinweg zur Horeth zurück nach Nieder-Modau.“ Auf dem Gang ging es auch auf den höchsten Punkt auf dem hohen Rodberg, der mit einem Stein markiert ist. „An dieser Stelle sind wir genau 337 Meter hoch“, erklärte Günther Wolf. Als Abschluss wartete dann im alten Kuhstall der Familie Mager in der Kirchstraße wieder heißer Eintopf mit Würstchen auf die Wanderer.

Wie Norbert Schaller, der Vorsitzende des TSV, berichtete, sei der gemeinsame Spaziergang entlang der Grenze noch immer sehr beliebt. Die Tradition sei vor rund 30 Jahren wiederbelebt worden. Georg Adam, langjähriger Vorsitzender der Wanderabteilung des TSV und im Ort als „Post-Schorsch“ bekannt, habe sie damals eingeführt, nachdem die Vereins-Weihnachtsfeier nicht mehr so gut angenommen worden war. „Seitdem haben wir jedes Mal zwischen 100 und 150 Teilnehmer, darunter nicht nur Vereinsmitglieder, sondern auch Bürger aus dem Ort.“

Grenzgänge wie der in Nieder-Modau würden in vielen Gemeinden rund um den Jahreswechsel veranstaltet, erläuterten Ralf Hintner und Heinrich Lautz vom Verein für Heimatgeschichte. Was heute mehr einen gemeinschaftlichen Charakter habe, sei einst wirklich wichtig gewesen: „Bei der Kontrolle der Grenzen wurde unter anderem überprüft, dass keine ‚Mauscheleien‘ stattfanden“, so Hintner. Wie Lautz ergänzte, seien die Begehungen auch früher schon von Bürgern durchgeführt worden. „Damit sie einen offizielleren Anstrich bekamen, waren auch Würdenträger dabei.“

Damals wie heute seien Grenzen meist mit Steinen markiert worden, die man lange nicht verändert habe. Die letzte „kleine Grenzverschiebung“ in Ober-Ramstadt hat es laut den Experten vor rund zehn Jahren gegeben. „Damals ging es um den Anbau von Wein auf Ober-Ramstädter Gemarkung. Da die Stadt keine Weinanbaurechte besitzt, wurde ein Gartengrundstück mit Roßdorf getauscht.“

In Nieder-Modau gibt es rund um die Grenze vier Touren, die der TSV Jahr für Jahr im Wechsel abläuft. Wie viele Kilometer die Grenze rund um Ober-Ramstadt insgesamt umfasst und wie groß die umschlossene Fläche ist, wusste am Samstag keiner so genau. Man war sich aber einig: „Solche gemeinsamen Grenzgänge machen immer wieder Spaß.“

Quelle: Darmstädter Echo